Ignatianische Spiritualität

„Was auch immer du tust oder tun willst:
Wahre dir in allen Dingen die Freiheit des Geistes.“

Ignatius von Loyola

Spiritualität beginnt bei jeder* und jedem* Einzelnen und betrifft den ganzen Menschen. Spiritualität hat damit zu tun, wie Menschen Beziehungen leben und lebendig erhalten. Gemeint sind hier die Beziehungen zu sich selbst (zu den eigenen Gefühlen und Sehnsüchten, zur eigenen Lebensgeschichte), zu anderen (Gemeinschaft, Freund*innen, Gruppen), zu Gott, zu Jesus Christus (im Gebet und in der Suche nach der eigenen Lebensspur).

Wenn in den J-GCL von Spiritualität die Rede ist, dann ist die ignatianische Spiritualität gemeint. Diese geht zurück auf Ignatius von Loyola (1491-1556), der die Gegenwart Gottes in allem suchte: im Gehen, Sehen, Schmecken, Hören, Fühlen, Denken und Sprechen. Dieses „Gott Suchen und Finden in allen Dingen“ (Ignatius v. Loyola) ist ein zentraler Punkt ignatianischer Spiritualität. Es steht für die Zusage, dass Gott ganz direkt erfahrbar ist, auch heute in unserem Alltag, in den verschiedenen Beziehungen, im Alleinsein. Ganz im Sinne von Ignatius ist es uns ein Anliegen, die Trennung von Spiritualität und Alltag zu überwinden.

Die ignatianische Spiritualität setzt mitten im Leben an: Zu ihr gehört das Erlernen sozialer Kompetenzen, die Erweiterung der Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit ebenso wie das Einüben von Gebet und Meditation.

Wie Ignatius damals geht es uns heute in den J-GCL darum, unser Leben sinnvoll zu gestalten. Das heißt auch, aufmerksamer zu werden, Gedanken und Gefühle zu reflektieren und die eigene Sehnsucht nicht zu vernachlässigen.

„Wahrnehmen – Unterscheiden – Entscheiden!“

Wir treffen jeden Tag Entscheidungen; oftmals ganz kleine und manchmal sehr große, bedeutsame Lebensentscheidungen. Die ignatianische Spiritualität hilft uns dabei, diese Entscheidungen bewusster, mutiger und tragfähiger zu treffen.

Erster Schritt: Wahrnehmen oder Blick auf die Realität!

Realität wahrnehmen, so wie sie ist. Das Positive entdecken, aber auch das Problematische sehen, im eigenen Leben, in der Welt. Das heißt: genau hinsehen und nachfragen.

Zweiter Schritt: Unterscheiden oder Lust auf Reflexion!

Erlebnisse reflektieren und auswerten. Entdecken, erfragen und suchen, worin der Sinn liegt. Im Blick auf das Evangelium herausfinden, was der eigene Standpunkt ist.

Dritter Schritt: Entscheiden oder Mut zur Entschiedenheit!

Den eigenen Standpunkt beziehen und danach handeln. Entscheidungen nicht nach Macht- und Mehrheitsverhältnissen treffen, sondern auch wagen, gegen den Strom zu schwimmen und zu riskieren, Außenseiter*in zu sein. ´

Wer so zu entscheiden lernt, kann zu sich selber und vor anderen stehen und die eigene Meinung begründet vertreten. Christliche Orientierung und Alltag gehören zusammen, sowohl im Engagement für andere, als auch im Wertschätzen von freien Zeiten und Atempausen. Wir gönnen uns auch „Intensivzeiten“, in unterschiedlichsten Formen von Exerzitien, in denen Zeit bleibt, der eigenen Sehnsucht, den eigenen Fragen und Zweifeln nachzugehen und sich bewusst auseinander zu setzen mit dem, was Leben einengt, verdunkelt oder auch fördert. Wir nehmen damit das Gefühl der inneren Zerrissenheit vieler Jugendlicher ernst.

J-GCLer*in sein heißt, ein Gespür entwickeln für Jesu Spuren im eigenen Leben, in der Welt und damit sensibel zu werden für Gottes Gegenwart mitten unter uns. Es braucht dazu Neugierde und Lust, Experimentierfreude und kreative Energie und vor allem die Sehnsucht nach mehr Leben.

Ignatianische Spiritualität heißt auch, mit allen Sinnen bewusst zu leben. Wir möchten unsere Hoffnung auf Gott in verschiedenen religiösen Elementen wie Morgen- und Abendimpulse, ignatianische Tagesrückblicke oder Exerzitien und lebendigen, selbst gestalteten Gottesdiensten (in Wort- und Eucharistiefeiern) ausdrücken.

Die ignatianische Spiritualität eröffnet viele Lebenswege, sie bietet Raum und Platz für verschiedene Meinungen. Sie lädt zu einem großen Vertrauen in das Leben mit Gott und mit anderen Menschen ein. Deshalb ist es uns wichtig, immer wieder neu den Blick über den eigenen Tellerrand zu wagen und Menschen verschiedenster Herkunft, Sprache, Nationalität und Mentalität kennen zu lernen. Entschieden für Eine Welt versuchen wir deutlich Position zu beziehen, wo Kinder, Frauen* und Männer* in ihrer Menschenwürde verletzt werden, im weltweiten Zusammenhang wie auch im eigenen Lebenskontext, in der Schule, dort, wo wir zu Hause sind, in den Verbänden, in der Gesellschaft.

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